Bildung und Weiterbildung – ein lebenslange Aufgabe

Als Betriebswirtschafter aber auch ausgebildeter Berufsschullehrer für Wirtschaftsfächer bin ich vom Thema Bildung sehr direkt betroffen.

Wird heute in der Politik von Bildung gesprochen, verweist man meist auf die damit zusammenhängenden Kosten bzw. notwendigen Kosteneinsparungen. Nicht nachvollziehbar für mich, gerade aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus.

Wissen ist, speziell in der Schweiz, für unsere Wirtschaft der wichtigste Produktionsfaktor. Aufgebaut und Erweitert wird das Wissen bekanntlich durch Bildung und Weiterbildung. Warum sollten wir also den eigenen Ast absägen, auf dem wir sitzen? Wir haben davon profitiert und unsere Kinder und Kindeskinder sollten und müssen auch in Zukunft davon profitieren um wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft zu werden.

Eine gute Bildung der Bevölkerung steht zudem in direktem Zusammenhang mit unserem Verhalten gegenüber der Natur und Umwelt, gegenüber unserer Gesundheit, dem Selbstbewusstsein oder gegenüber unserem Verhältnis ganz allgemein zu unserer Gesellschaft und unserem Staat. Unser Bildungsniveau bestimmt z.B. wie weit wir integriert sind oder in welchem Masse wir staatliche Institution in Anspruch nehmen.

Es stimmt – Bildung ist ein gewichtiger Kostenfaktor aber noch viel mehr die wichtigste Ertragsposition in der „Buchhaltung unserer Gesellschaft“.

Es ist also für unsere Lebensweise und Wohlstand unverzichtbar. Bildung muss allen zur Verfügung stehen, weiterhin gefördert und keine Abstriche gemacht werden – unabhängig davon ob wir jung oder alt, vermögend oder arm, behindert oder krank, Schweizerbürger oder Migranten sind. Damit ist auch klar, dass diese Aufgabe vom Staat übernommen werden soll und nicht durch die gewinnorientierte Privatwirtschaft.

Bildung fängt nicht erst mit dem Schuleintritt an. Sie fängt vielmehr unmittelbar nach der Geburt durch die Wissensvermittlung der Mutter und Familie an, gefolgt durch Kinderkrippe, Kindergarten, später durch die Volksschule, Hort, Berufslehre oder Gymnasium und Universitäten. Alle diese Institutionen gehören daher zum Bereich Bildung.

Ebenso gehört dazu die lebenslange Weiterbildung. Unser Wissen veraltet immer schneller, neue Technologien bestimmen unseren beruflichen und privaten Alltag und unser Verhalten. Ohne die notwendige Weiterbildung, werden wir rasch hilflos und ins gesellschaftliche Abseits gedrängt, ja oft sogar auch von öffentlicher Hand abhängig. In Zukunft wird die Weiterbildung in Relation zum gesamten Lebenszyklus wichtiger als die Erstausbildung. Das bedeutet: zur bisherig Fokussierung auf die Erstbildung kommt neu und verzichtbar auch die Bereitstellung von Massnahmen, insbesondere Zeit und finanzielle Mittel zur Weiterbildung. Bildung wird in Zukunft nicht weniger sondern immer mehr kosten, davon profitiert unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft und wir alle auch persönlich.